Christian Elin & Maruan Sakas - Some Kind Of Blues

Christian Elin & Maruan Sakas – Some Kind Of Blues

raccanto rc024 / EAN 4260157070240 / Vertrieb: KLASSIK CENTER KASSEL www.classicdisc.de/

 Veröffentlichung: 27. Januar 2017

 Radiotaugliches Interview zum Album 'Some Kind Of Blues'

Auf ihrem Debut nutzen Christian Elin und Maruan Sakas das gesamte Spektrum von Jazz, Minimal Music und ethnischen Sounds und zeigen damit ein feines Gespür für Harmonien in einer Musik die sich nicht einschränkt, die Natürlichkeit und Tiefe zeigt. Es lebe das Duo.

2017

 

16. März: Duo Elin-Sakas

Uster (CH), Jazzclub Uster, Beginn 20 Uhr

Christian Elin (ss, bcl), Maruan Sakas (p)

 

17. März: Duo Elin-Sakas

München, Institut francais, Beginn 18 Uhr      Christian Elin (ss, bcl), Maruan Sakas (p)

25. März: Duo Elin-Sakas

St. Veit (A), Rathaushof St. Veit, Beginn 19 Uhr   Christian Elin (ss, bcl), Maruan Sakas (p)

26. April: Duo Elin-Sakas

Worpswede, Podium Worpswede, Beginn 20 Uhr  Christian Elin (ss, bcl), Maruan Sakas (p)

Ein Satz, der für viele Lebensbereiche des Lebens Gültigkeit besitzt: Zu zweit ist es am schönsten. Da ist Intimität und Vertrautheit, da liegen Kompromisse fern und steht die Tür fürs Experiment weit offen. Weshalb der Satz auch in der Musik immer wieder eine Rolle spielte und dies offenbar in der Gegenwart wieder häufiger tut. Vielleicht auch deshalb, weil echte Liebhaber stets auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen, schwer zu Entdeckenden sind, und beides besitzt das musikalische Duo, sofern es ohne die menschliche Stimme auskommt, auf jeden Fall. Denn es bedeutet zunächst einmal Verzicht und später dann die große Freiheit.

Christian Elin und Maruan Sakas etwa kombinieren Bassklarinette und Saxophon (Elin) mit Klavier (Sakas). Kein Schlagwerk, kein Bass, keine Gitarre, niemand singt. Das Ergebnis stellt sich der durchschnittliche Radiohörer vermutlich als mindestens höchst gewöhnungsbedürftig, eventuell sogar als kaum anhörbar vor. Genau das allerdings trifft auf „Some Kind Of Blues“ in keiner Weise zu, denn die zwei Musiker schaffen hier ein musikalisches Panorama, für welches man schon einen ziemlich hohen Aussichtspunkt erklimmen muss. Und natürlich leitet uns der Blues im Titel erstmal auf die falsche Fährte, wenn auch nicht komplett.

Verzicht muss nur üben, wer auf Gesang in keinem Fall verzichten möchte. Rhythmik jedenfalls und eine reiche Melodienlandschaft offerieren die Eskapaden der beiden Musiker wie aus dem Füllhorn gegossen. Da werden wunderbar verwehte Klänge des Saxophonisten von arabesken Pianofiguren mal im Staccato, dann wieder sehr sanft getaktet, ganz kurz ins kakophonische Bad getaucht und schließlich in schwüler Jazzclub-Atmosphäre getrocknet. Es bleibt auch herrlich rätselhaft, aus welchen Ecken dieser Welt der Erlanger Sakas und sein Münchner Partner ihre Ideen bezogen haben. So beginnt etwa das epische „Un pas jusqu’au seuil“ wie manche Balladen des mediterranen Melancholikers Paolo Conte und öffnet auch den ersten Seitenblick auf den Blues. Es soll nicht der letzte bleiben.

Zwar darf „Some Kind Of Blues“ durchaus als eine Art moderner Kammerjazz bezeichnet werden, jedoch spielt der klassische Background beider Musiker eine ebenso bedeutende Rolle wie die zahlreichen Seitenblicke bis hinein in den Pop, die allein schon das durchgehend von buntem Reichtum an Melodien erschaffene Panorama eröffnet. Und weil das Duo seinen Stücken so grandios viel Weißraum gönnt, dürfen Hörer mit ein bisschen Fantasie sich ihre eigenen Drehbücher ausdenken, die mit dieser Musik trefflich zu begleiten wären. Damit zählt „Some Kind Of Blues“ zu jenen Alben, denen das Prädikat "Jazz" nicht zum Stolperstein wird beim Eintritt in eine offene und neugierige Hörerschaft, die keine Lust aufs Puristendasein hat.

Ihre Musik, sagen Elin und Sakas unisono, habe ein „breit gefächertes Spektrum. Ein schönes Beispiel dafür ist die Komposition ’Juste pour le plaisir’, der einzige Titel der CD, der als kompositorische ’Koproduktion’ entstanden ist: dort beginnt die Musik mit einer ziemlich ’poppigen’ Akkordfolge, die dann nach und nach komplexere Formen annimmt, bis man plötzlich Chopin durchhört. Und ehe der Zuhörer allzu lange im romantisch angehauchten Wohlklang ’baden’ darf, mündet das Stück schließlich in einen munteren ’Jam’ im 6/8-Takt.“ Solch kaleidoskopische Beschreibungen wären für wirklich jedes Stück auf „Some Kind Of Blues“ möglich. Ein wirklich rarer Glücksfall.

Ein Interview dazu:

Wo seid ihr musikalisch ausgebildet worden?

 

Maruan studierte zunächst Schulmusik und später Jazz-Piano an der Münchner Musikhochschule. Seine Lehrer waren u.a. Prof. Franz Massinger und Prof. Leonid Chizik. Seit einigen Jahren unterrichtet er selbst als Dozent für Schulpraktisches Klavierspiel an der HMT München. Christian hat am Richard-Strauss-Konservatorium München und an der Basler Musikhochschule zunächst klassisches Saxophon studiert, dann viele Jahre intensiv mit renommierten Orchestern und Ensembles gearbeitet und sich in den letzten Jahren immer mehr dem Jazz und den eigenen Kompositionen zugewandt. Auch die Beschäftigung mit und das Studium der Bassklarinette fallen in die Zeit nach dem „offiziellen“ Studium.

 

Welche Musik hört ihr privat?

 

Da wir beide jeden Tag sehr intensiv selbst von Musik umgeben sind – sei es beim Üben, Komponieren, Unterrichten oder Konzertieren - hören wir natürlich nicht ständig Musik. Aber wir gehen gerne auf Konzerte oder hören bei unseren Konzertreisen im Auto Musik, oft von Kollegen, die wir kennen oder andere spannende Neuerscheinungen, die uns interessieren.

 

Welche Ziele habt ihr?

 

Wir spielen jetzt seit drei Jahren zusammen, sind also noch ein ziemlich „junges“ Duo. Im vergangenen Jahr hatten wir erstmals eine ganze Reihe von Konzerten, auch bei Festivals in Italien und Frankreich. Das möchten wir gerne ausbauen und so unseren Bekanntheitsgrad steigern. Wir haben bereits einige neue Kompositionen geschrieben und freuen uns auf weitere CD-Veröffentlichungen. Eine Unterstützung bei der Aquisearbeit, die momentan noch ganz bei uns liegt, ist mittelfristig ebenfalls ein wichtiges Ziel.

 

Warum „Some kind of blues“

 

So heißt eine Komposition von Maruan auf dem Album. Es handelt sich um einen erweiterten Blues, doch beschreibt das unsere Musik insgesamt eigentlich ganz zutreffend. Obwohl wir nur einen Blues auf dem Album eingespielt haben, zieht sich das, was der Blues in der Regel beinhaltet, durch fast alle Eigenkompositionen: Melancholie, Zuversicht und Aufbruch... aus diesem Grund haben wir im Cover der CD auch ein Zitat über den Blues von Brad Mehldau vorangestellt.

 

Was ist das besondere an unserer Klangsprache?

 

Sicherlich ist das musikalische Spektrum unserer Musik sehr weit gefächert - es gibt darin sehr verschiedene Einflüsse. Ein schönes Beispiel dafür ist die Komposition „Juste pour le plaisir“, der einzige Titel der CD, der als kompositorische „Koproduktion“ entstanden ist: dort beginnt die Musik mit einer ziemlich „poppigen“ Akkordfolge, die dann nach und nach komplexere Formen annimmt, bis man plötzlich Chopin durchhört und ehe der Zuhörer allzu lange im romantisch angehauchten Wohlklang „baden“ darf, mündet das Stück schließlich in einen munteren „Jam“ im 6/8-Takt. Dann gibt es bei uns beiden auch eine Vorliebe für rhythmische Verschieber, wie beim ersten Titel der CD, „En route“, und für 7-er Takte.

 

Was hebt diese CD unter anderen Veröffentlichungen hervor?

 

Zum einen ist es eine Jazz-CD von zwei Musikern die einen starken klassischen Background haben, was man an unseren Kompositionen, dem Klang unserer Instrumente oder auch an unserem Umgang mit Agogik durchaus hören kann. Besonders ist sicherlich auch die Besetzung: Christian spielt auf „Some kind of Blues“ sowohl Bassklarinette als auch Sopransaxophon; eine Instrumentenkombination, die sehr selten zu hören ist. Christians’ Kompositionen tragen oft französische Titel: das längste Stück des Albums, „Le vent de l’ouest“, ist beispielsweise in Frankreich entstanden, als Christian in Paris an der Place de Clichy per Zufall einem Konzertveranstalter begegnete, der uns dann spontan für die nächstjährige Ausgabe seines Festivals einlud.

 

Welches Publikum wollen wir erreichen?

 

Ein Publikum, das über Genre-Grenzen hinaus kammermusikalischen Jazz schätzt und gerne in schönen Melodien schwelgt.

 

Wie entstehen unsere Kompositionen?

 

Da sind unsere Herangehensweisen durchaus unterschiedlich: während Maruan oft aus einer Keimzelle - einer rhythmischen Idee oder einer harmonischen Wendung - heraus ein Stück entwickelt, bei dem diese Grundidee dann den kreativen Prozeß erst in Gang bringt, ist es bei Christian oft eine Emotion oder ein wichtiges Erlebnis, das eine Komposition auslösen kann.

 

Fühlen wir uns eingeschränkt von stilistischen Vorgaben?

 

Eigentlich höchstens von unserem eigenen musikalischen Horizont. Aber gerade unser weit gefächerter musikalischer Background führt eher dazu, dass wir stilistisch sehr offen sind.

 

Wie ist die Chemie zwischen uns?

 

Meist gut, sonst würden wir kein Duo bilden. Miteinander Kammermusik über längere Zeit zu machen - und nicht wie leider öfters im Jazz nur punktuell zusammen zu kommen - erfordert Harmonie und Gemeinsamkeiten einerseits, aber auch Verständnis, Kompromissbereitschaft, zuweilen auch Konflikt auf der anderen Seite…so wie bei jeder intensiven Beziehung.

 

Musikalischer Background in der Familie?

 

Maruan ist hauptsächlich mit Jazz und klassischer Musik aufgewachsen, da seine Eltern hauptsächlich diese Musik hören. Sein Opa ist eigentlich Altphilologe, aber dennoch Multi-Instrumentalist auf hohem Niveau. Er spielte nach dem Krieg für die amerikanischen GIs in deren Clubs und brachte Maruan später die ersten Jazz-Chords bei. Von seiner Oma erhielt Maruan den ersten Klavierunterricht. Seine Tante ist Querflötistin, seine Großtante Cembalistin – insofern: Musik spielt in Maruans Familie eine große Rolle.

Im Fall von Christian liegt kein musikalischer Background seitens der Familie vor.

 

            Musikalische Vorbilder/Einflüsse

 

Es ist immer schwierig, alle Einflüsse oder Vorbilder zu nennen. Spontan gesagt wären das in Maruans Fall Bach, Beethoven, Schubert, Evans, Hancock und Mehldau, in Christians Fall u.a. Brahem, Jarrett, Getz, Pärt...