Dogma Chamber Orchestra - British. Now! DO.GMA#4

Dogma Chamber Orchestra - BRITISH. NOW!  DO.GMA#4                    

 Berthold Records   EAN 760623194462  Vertrieb: Ja Kla! / Helikon Harmonia Mundi

 Veröffentlichung: 8. April 2016

Eine Momentaufnahme, inspiriert von der musikalischen Vielfalt, die britische Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts hervorgebracht haben. Ein Album, das Traditionsbewusstsein und Moderne mit Romantik und Minimalismus verschmelzen lässt, gepaart mit einer ordentlichen Portion unterschwelligem Humor. Also sämtlichen Zutaten, die Musik von der Insel – auch über die Klassik hinweg – so einzigartig und faszinierend machen.

Die „Simple Symphony“ („Einfache Symphonie“) von Benjamin Britten (1913 - 1976) wendet sich speziell an junge Menschen. Ursprünglich für ein Schulorchester konzipiert, fand das Stück international schnell Anerkennung und avancierte zu einem der beliebtesten Werke im Kammerorchester-Repertoire. In den vier Sätzen verwendet Britten acht Themen, die er bereits im Alter zwischen neun und zwölf Jahren komponiert hatte. Für die jeweiligen Sätze dachte er sich plakative, selbsterklärende Titel aus: Boisterous Bourrée („ungestüme Bourrée“), Playful Pizzicato („spielerisches Pizzicato“), Sentimental Sarabande („sentimentale Sarabande“) und Frolicsome Finale („ausgelassenes Finale“). Leicht spielerisch und emotional geladen, kombiniert Britten darin die vierteilige, symphonische Struktur mit barocken Tänzen wie der Bourrée und der Sarabande. 

1936 lernte Britten in Barcelona seinen zehn Jahre älteren Kollegen Lennox Berkeley kennen. Dieses Treffen auf dem „Festival of the International Society for Contemporary Music” sollte den Grundstein für eine enge Freundschaft legen, die in gegenseitigen Widmungen und gemeinsamen  Kompostionen Widerklang fand. Zudem wurde Britten Taufpate von Berkeleys ältestem Sohn Michael, der später ebenfalls Komponist wurde. Den Musikstil seines Vaters beschreibt Berkeley Junior  als „im wesentlichen klassizistisch“. 1928 konvertierte Lennox Berkeley zum katholischen Glauben. Ein Schritt, der sein Leben und seine Arbeit wesentlich prägen sollte. Denn von nun an fanden religiöse Themen immer wieder Eingang in seine Werke. Auch das aus zwei Sätzen bestehende „Antiphon op. 85“ weist eine tiefe spirituelle Intensität auf. Der Titel bezieht sich auf eine Choralmelodie aus dem liturgischen Buch „Antiphonale Romanum“.

Auch dem dritten Stück auf dem Album - Gavin BryarsIn Nomine (after Purcell)“ - liegt eine Antiphon (ein Wechselgesang, eine liturgische Musizierform der frühchristlichen Kirche) zugrunde. Das Stück knüpft an eine lange englische Tradition an – war „In Nomine“ doch eine charakteristische und sehr beliebte Gattung in der englischen Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Allerdings hat Gavin Bryars (geboren 1943) seine Komposition in ein modernes Gewand gekleidet, indem er das ursprünglich als sechs-stimmiges Gambenconsort konzipierte Stück in ein Werk für Streichorchester transformierte. Das Ergebnis klingt wie ein wohltuendes Gewebe aus Melancholie, Sinnlichkeit und Schlichtheit. Lediglich in der zweiten Hälfte baut Bryars durch unruhige Repetitionen und scharfe Dissonanzen vorübergehend  Spannung auf, eher sich der Puls wieder beruhigt und die anfängliche meditative Stimmung zurückkehrt. Nachdem die  Melodie schrittweise nach unten gegangen ist, verstummt sie schließlich komplett.

Den krönenden Abschluss des Albums bildet ein Stück von Michael Nyman (geboren 1944) – einem der erfolgreichsten britischen Komponisten der Gegenwart. Seine zahlreichen Filmmusiken, unter anderem für Peter Greenaway, haben ihn einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Dabei haben sich zwei seiner wesentlichen kompositorischen Elemente als perfekte Zutaten für Filmmusik erwiesen: die hypnotische Wirkung der Wiederholung und das Komponieren in Patterns. Seinen größten kommerziellen Erfolg feierte Nyman mit der Musik zu Jane Campions Film „Das Piano“.

 „When Ingrid met Capa“ hat Nyman speziell für das dogma chamber orchestra geschrieben. Bildhaft und gefühlvoll erzählt es von der Begegnung der Schauspielerin Ingrid Bergman mit dem berühmten Kriegsfotografen Robert Capa. Einige Motive daraus stammen aus „I am Ingrid Bergman“ – einem Dokumentarfilm des schwedischen Regisseurs Stig Björkman, für den Nyman 2015 den Soundtrack komponierte. Durch eine neue Orchestrierung, rhythmische Reibungen und ein Wechselspiel kontrastierender Episoden hat Nyman ein neues Werk erschaffen, das die Hörenden  durch die Stationen einer schicksalhaften Beziehung zweier großartiger Persönlichkeiten führt.

Mit DO.GMA#4 – „BRITISH. NOW!“ setzt das dogma chamber orchestra  seine Reihe hochkarätiger Einspielungen fort. Die beiden Vorgänger-Alben des Kammerorchesters DO.GMA#2 – „American Stringbook“ und DO.GMA#3 – „The Shostakovich Album“ wurden bereits mit dem begehrten Echo Klassik Preis ausgezeichnet.