I Muvrini - Imaginà

I Muvrini - Imaginà                       Veröffentlichung: 26.10.2012

(Content / CD: 0208206CTT/ EDEL kultur

Jean-Francois Bernardini – Vocals, Musik und Text (except track 13 by J.S. Bach)
Alain Bernardini – Vocals

Interview in Hamburg am Do., 13.09. zwischen 10:00 Uhr bis 15.00 Uhr möglich.

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Seit John Lennon vor mehr als 40 Jahren sein „Imagine“ mit der Welt teilte, hat der Gedanke des „Was wäre wenn“ immer wieder die Popmusik durchzogen. Denn Visionen sind ein Teil der Kunst, der Musiker inspiriert und sie selbst und ihre Hörer an die Verantwortung erinnert, die man als Mensch gegenüber seiner Umwelt trägt.

Für die Brüder Bernardini gehörte diese Bewusstheit im Umgang mit der Natur, der eigenen Tradition, dem Kleinräumigen wie den großen Zusammenhängen von Anfang an zu den zentralen Grundlagen ihrer Kunst. Ihre Band I Muvrini ist die bekannteste Musikgruppe, die Korsika bis heute hervorgebracht hat, und sie ist ein Laboratorium im Spannungsfeld von Überlieferung und Neuerung, von Authentizität und Modernität. Daran hat sich auch auf ihrem jüngsten Album „Imaginà“ nichts geändert. Denn es knüpft ebenso an die typischen Songformen und Stimmtraditionen Korsikas an wie es auf der anderen Seite mit einer zeitgemäß opulenten Instrumentierung und aktuellen Themen darüber hinausweist.

I Muvrinis Publikum wuchs von anfänglich ein paar Bauern in Landkirchen ins Gigantische, so dass die Bernardinis im vergangenen Jahrzehnt bei Festivals wie in Bery schon mal vor vor 15.000 Leuten spielen. Zahlreiche Alben wurden ausgezeichnet und prämiert, insbesondere „Alma“ (2005) entwickelte sich zum Publikumsliebling. Zuletzt erschien „Gioia“ (2010) und „A Tè Corsica“ (2011), die mit klar traditionell ausgerichtetem Repertoire an die bisherige Erfolgsgeschichte anknüpften. „Imaginà“ geht nun noch einen Schritt weiter und integriert die Klangwelt von I Muvrini in modern popgetönte Arrangements. Es ist kein willkürlicher Schritt, sondern die Fortsetzung der Textideen auf der Basis des Musikalischen.

Es geht I Muvrini um Themen, die nicht nur Korsika, sondern einen viel größeren Umkreis betreffen. „Pè quantu mi vendi“ zum Beispiel ist ein Anklage an die Skrupellosigkeit der Pestizid-Industrie, deren Produkte das Land vieler Bauern verseuchen. „Hazia“ ist Aung San Suu Kyi gewidmet, der starken Frau in Myanmar, die es gewagt hat, die Stimme für die Freiheit zu erheben. „Fora“ erinnert daran, dass jeder Mensch nahezu überall ein Fremder ist, „Dammi“ ist ein Appell an die Kraft der Integrität und „L'Alegria di l'Omi“ eine Hommage an den viel zu jung gestorbenen, genialen Pianisten Dinu Lipatti.

Sogar Matthias Claudius hat es auf das Album mit seinem „Abendlied“ in deutsch-korsischer Version geschafft, einer der schönsten Hymnen an den Frieden, den der Mensch am Ende eines Tages erleben kann. So ist „Imaginà“ ein Album voller Überraschungen, ernst in der Botschaft an die Hörer, verantwortungsvoll mit der eigenen Welt umzugehen, und ungezwungen in der musikalischen Umsetzung, die die Schönheit der korsischen Melodien und Inspirationen in einen modernen Flow der Klänge einbettet.

I Muvrini heißt im Korsischen so viel wie „Die Mufflons“. Seit Mitte der siebziger Jahre ist es der Name einer Familienband, die neue Wege der musikalischen Traditionspflege ging. Damals begannen die Brüder Alain und Jean-François Bernardini aus dem Dorf Tagliu Isulaccia im Norden Korsikas zusammen mit ein paar Gleichgesinnten Konzerte mit einer Musik zu geben, die sie von ihrem Vater Ghjuliu gelernt hatte. Das war ungewöhnlich in einer Ära, als Jugendliche sich in der Regel eher über den üppig blühenden Dschungel von Pop und Rock'n'Roll als über das knorrige Gehölz traditioneller Vokalpolyphonie definierten. Aber die Bernardinis hatten Spaß daran und erkämpften sich trotz anfänglicher Skepsis einen Platz in der Wertschätzung ihrer Landsleute.

Im Jahr 1979 waren sie soweit, sich mit dem Album „Ti Ringrazianu“ einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Fünf Jahre später folgte der zweite Streich „E campà qui“, beinahe jährlich verwirklichten sie neue Aufnahmen und die Kunst der Paghjella, der wahrscheinlich auf Kirchenchoräle zurückreichenden Vokalmusik Korsikas, fand wieder ein breiteres Publikum. So sind die Brüder Bernardini und ihre Kompagnons inzwischen nicht nur die bekannteste Musikgruppe Korsikas, sondern auch international eine Richtgröße der Weltmusik. Sie haben mit Sting ebenso gespielt wie mit Stefan Eicher oder auch Reinhard Mey, haben mit dem französischen Rapper MC Solaar ebenso gearbeitet wie mit dem Rai-Prinzen Cheb Mami.

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