Jeff Denson - Outside My Window

Jeff Denson - Outside My Window

Ridgeway Records / Vertrieb: In-akustik                                                 

 

Veröffentlichung: 04. Mai 2018

 Europa/Deutschlandkonzerte sind für Herbst/Winter 2018 in Planung

 

Der Ausnahmebassist zeigt sich als ausdrucksstarker Vokalist sowohl in seinen Eigenkompositionen als auch den Interpretationen von Songs von Jeff Buckley, Peter Gabriel, Abbey Lincoln und Chris Cornell


Auf den ersten Blick scheint sich der Bassist Jeff Denson mit jedem seiner Alben neu zu erfinden und auch sein zwölftes Werk Outside My Window stellt einen Aufbruch in eine neue Richtung dar. Mit seinem mächtigen Ton und einer lyrisch-kompositorischen Vision hat sich dieser vielseitige Musiker im Verlauf der vergangenen 15 Jahre die Anerkennung als einer der maßgeblichen Bassisten seiner Generation erarbeitet. Dieses Album kalibriert die Palette seiner kreativen Ausdrucksmöglichkeiten neu, indem es seiner Gesangsstimme gleiches Gewicht beimisst. In der Zusammenarbeit mit einem herausragenden, internationalen Quartett liefert Denson ein emotionales und spannendes Programm, in der Verwebung von überraschenden Interpretationen ikonischer Songs und tief empfundener Eigenkompositionen.

Dass Denson sich in der Mitte seiner Karriere als einfühlsamer und begeisternder Sänger herausstellt ist nicht so überraschend. Das 2012 erschienene Album “Secret World”, dem ersten unter seinem eigenen Namen, enthielt zwei Eigenkompositionen auf denen Densons Gesangsstimme zu hören war und etablierte damit ein Muster das sich auf den meisten seiner Soloalben fortsetzt. Auf dem im vorigen Jahr erschienen Sgt. Pepper Gedächtnis-Album “May I Introduce to You” in Zusammenarbeit mit dem San Francisco String Trio war seine Gesangsinterpretation von “Fixing a Hole” einer der Glanzpunkte. Densons Musik deckt eine große stilistische Bandbreite ab, “aber meine Stimme ist der rote Faden der durch alles läuft, ob ich singe oder nicht”, sagt er. “Ich war Sänger bevor ich Bassist wurde. Mit meinem Eintritt in die Jazzwelt musste ich die Stimme für lange Zeit hinten anstellen. Aber dass ich die Stimme von Jahr zu Jahr mehr einsetzte ist ein logischer Schritt für mich. Dies ist das erste Mal, dass ich auf einem ganzen Album singe und die Songs sind eine direkte Fortführung der Musik die ich komponiere und arrangiere.”

Densons Arrangements der vier Stücke anderer Künstler sind weniger eine Neuerfindung der Werke sondern eine neue Ansicht durch den Filter seiner reichhaltigen, klanglichen Palette. Das erste ist eine Fassung von “Grace”, einem Stück inspiriert durch das Negative Press Project Album “Eternal Life: Jeff Buckley Songs and Sounds” das Denson vergangenes Jahr für Ridgeway Records produziert hat. Dem folgen eine schlichte aber anrührende Version von Abbey Lincolns “Bird Alone”, eine reharmonisierte Fassung von Peter Gabriels “In Your Eyes” in 6/8 Taktmaß und ein Arrangement von “Fell On Black Days” des Soundgarden Sängers Chris Cornell; eine Hommage an eine der Bands, die den Soundtrack zu Densons Schulzeit lieferte.

“Meiner Meinung nach ist er der beste Sänger der Rock/Grunge Generation”, sagt Denson. “Ich wollte ihm und seiner Kunst Anerkennung zollen. Und Abbey ist eine meiner Lieblingssängerinnen. Mir hat schon immer gefallen wie sie singt, wie sie am Takt zieht; wie Billie Holiday. Sie hat solch einen vollen, intensiven Ton und insbesondere dieser Titel hat mich immer berührt. Ich wollte mal schauen, was ich daraus machen kann.”

Densons vier Eigenkompositionen brauchen sich vor den Coverstücken nicht zu verstecken, weder “For a Brand New Day” mit Beatles-artigem Optimismus noch das mit präpariertem Klavier scheppernde “Have We Really Gone This Far?” Zu “Through the Mist”, einem melancholischen Stück das Denson seit seiner ursprünglichen Fassung 2006 mit Minsarah grundlegend überarbeitet hat und das sich so anhört als wäre es gerade aus dem Nachbaruniversum von Miles Davis’ “In a Silent Way” herüber gebeamt worden trägt der Vokalist ein wortloses Gesangssolo bei. Das abschließende Stück mit dem Albumtitel “Outside My Window” ist eine wehmütige Einladung in die reichhaltige musikalische Welt Jeff Densons.

Das Album beruht auf tiefen musikalischen Freundschaften. Dayna Stephens und Denson lernten sich an Bostons Berkelee School of Music kennen und haben seitdem in unterschiedlichen Konstellationen zusammengespielt. Der in Israel geborene Schlagzeuger Ronen Itzig ist ebenfalls ein Berkelee Zögling und beide haben durch ihr Zusammenspiel in der Rhythmusgruppe von Joe Lovanos 21st Century Ensemble eine enge Verbindung aufgebaut. Beide haben ihre Hochschulabschlüsse an der

Florida State University abgelegt, wo sie täglich zusammenspielten und im Verlauf zweier Jahre drei Alben mit dem Pianisten Bill Peterson und eines mit der Sängerin Inga Swearingen aufgenommen haben. Der hoch geschätzte, finnische Pianist Kari Ikonen ist ein relativer Neuzugang in Densons musikalischer Welt und wurde binnen kürzester Zeit unverzichtbar. Denson engagierte Ikonen für eine Tour mit dem legendären Altsaxophonisten Lee Konitz und “stellte mit Freude fest, dass das zusammen mit Itzig mein Trio war. Alles passte zusammen und war inspirierend. Die nächsten paar Tourneen mit Lee Konitz waren immer mit ihnen.”

Konitz spielte eine Schlüsselrolle in der Wiederentdeckung von Densons Gesangstimme durch seine Ermunterung nachdem er Denson auf “Secret World” singen hörte. Bei einem gemeinsamen Auftritt im Bimhuis in Amsterdam, machte der Saxophonist die überraschende Ansage “Jeff is going to sing”, erinnert sich Denson. “Die hatten nicht einmal ein Mikrofon auf der Bühne, aber ich habe dann die Melodie gesungen. Danach buchte ich eine Westküsten Tournee mit ihm und da haben wir jede Nacht spontan zusammen gesungen. Das hat sich klasse angefühlt, das Jazz Standardrepertoire zu spielen und dann mit ihm auf der Bühne zu singen. Andererseits wusste ich aber auch dass ich meine eigene Musik machen und so singen wollte wie ich eben singe; ohne Einschränkungen.”

Denson, geboren am 20. Dezember 1976 in Arlington, Virginia, wuchs im Umkreis Washington DCs auf. Er spielte Altsaxophon von der dritten Klasse an, was er aber in der Mittelstufe aufgab, aber die Musik hatte ihn bald darauf wieder als Schulfreunde ihn als Sänger für Rockbands verpflichteten. Als eine dieser Gruppen noch dazu einen Bassisten brauchten, übernahm er auch diese Rolle und es dauerte nicht lange bis er die Götterwelt der E-Bassisten in Jazz und Funk entdeckte. “Bassisten wie Jaco, Bootsy Collins und Stanley Clarke waren mein Einstieg,” erinnert sich Denson. “Die virtuosen E-Bässe im Fusion haben für mich die Tür zum Jazz aufgestoßen.” Die Musik von Miles Davis führte ihn dann zum Kontrabass, aber es war Mingus, der ihn inspirierte, den Fender an den Nagel zu hängen. “Auf ‘Haitian Fight Song’, spielt er diese unglaubliche Einleitung. Das war der entscheidende Moment.” sagt Denson. “Es war mir klar, dass ich solche Klänge nie auf dem E-Bass hervorbringen könnte.”

Während seiner Studienzeit am Northern Virginia Community College und verdiente er seinen Unterhalt als freischaffender Musiker mit dem Spielen von Jazz, Orchestermusik, Rock Covers und als Leiter seiner eigenen Funk Combo als Bassist und Sänger im Großraum DCs. Kurz nach Erhalt eines Stipendiums zum Berklee College of Music machte er Bekanntschaft mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem israelischen Schlagzeuger Ziv Ravitz, zwei Kommilitonen, mit denen der Minsarah gründete. Das Kollektivtrio veröffentlichte 2003 sein Debütalbum auf Hubermusic und schob 2006 ein gleichnamiges, von der Kritik gefeiertes Album auf Enja Records nach. Neben internationalen Konzerttourneen mit dieser Gruppe schaffte Denson es, eine rigorose akademische Karriere zu verfolgen.

Angeheuert von der Florida State University erarbeitet er sich einen Master of Music Titel mit Schwerpunkt Jazz und entdeckte seinen Hang zur Lehre. Nachdem er sein Studium Magna Cum Laude 2005 abgeschlossen hatte und sich auf einen Umzug nach New York City vorbereitete, traf er zufällig den Bass-Giganten Mark Dresser. Der hatte just eine Professur an der University of California in San Diego angenommen und überzeugte Denson nach Südkalifornien umzusiedeln. Dort erlangte er, wieder mit vollem Stipendium, den Doktortitel in Contemporary Music Performance mit Schwerpunkt Komposition. Auch während seines Aufenthaltes in San Diego tourte Denson weiterhin ausgiebig mit Minsarah. Lee Konitz hörte die Band 2006 auf einer Konzertreihe in Deutschland. “Der Beginn eines großartigen Abenteuers” sagt Denson. 

Mit Minsarah in der Rolle seiner Band veröffentlichte das von der Kritik hoch gelobte Lee Konitz New Quartet 2007 sein erstes Album Deep Lee. Darauf folgten 2009 das Album Live at the Village Vanguard, welches die 2010 Album of the Year Auszeichnung des französischen Jazzman Magazine gewann, und 2014 Standards Live: At the Village Vanguard (alle auf Enja). 2012 debütierte Denson als Bandleader mit seinem Album Secret World und demonstrierte seine Vielseitigkeit mit der zeitgleichen Veröffentlichung zweier Duo Alben: I’ll Fly Away erfindet er mit dem in San Diego ansässigen Pianisten Joshua White amerikanische Kirchenlieder und Spirituals von Grund auf neu und erkundet zusammen mit dem schweizer Klarinettenvirtuosen Claudio Puntin frei improvisierte Dialoge auf dem Album Two. 

2011 zog Denson in die Nähe von San Francisco und akzeptierte die Berufung zu einer vollen Professur am California Jazz Conservatory. In den folgenden Jahren schmiedete er enge Verbindungen zu einigen der besten Musiker in der Bucht von San Francisco, darunter der Fagott-Virtuose Paul Hanson,  Klarinettist Ben Goldberg, die Gitarristin Mimi Fox und der Violinist Mads Tolling (sein Mitstreiter im San Francisco String Quartet). Denson ist außerdem ein produktiver Komponist und Arrangeur dessen Schaffen eine ganze Reihe unterschiedlicher Jazz Formate beinhaltet, aber auch Streichensembles, Solo Bass, und eine Kammeroper.

Mit der Enthüllung von Ridgeway Arts, einer gemeinnützigen Organisation hat er seine unterschiedlichen Betätigungsfelder unter einem Dach vereint. Ridgway Arts Ziel ist es, die Kunstszene im Großraum San Francisco zu erweitern und zu stärken und einen gehörigen Beitrag zur amerikanischen Jazzlandschaft sowie der Kunst im Allgemeinen durch einen Fokus auf vier Ansatzpunkte: Ausdruck, Ausbildung, Präsentation und Dokumentation, zu leisten. Er stellte die Initiative mit The Jeff Denson Trio + Lee Konitz vor und nachfolgend Arctic von Alan Halls kritisch bejubelten Ensemble Ratatet. Mittlerweile hat sich das Label zu einem wichtigen Verbindungskanal zu einer Riege internationaler Musiker entwickelt und dient als Portal zu Densons facettenreicher musikalischer Vorstellungskraft.

“Künstler fantasieren ständig über neue Projekte,” sagt er. “Mein eindeutiges Ziel war immer, meine eigene musikalische Welt zu kreieren.”