Monika Roscher BIGBAND - Failure In Wonderland

Monika Roscher BIG BAND - Failure in Wonderland

enja ENJ-9585 2 / Soulfood              Veröffentlichung: 23. November 2012

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Monika Roscher - Gitarre und Stimme mit ihrer 18-köpfigen Band

This shit is berserk!“ Thees Ullmanns Ausruf als Montags- Demo Jury Mitglied beim BR-Zündfunk bringt die Reaktionen die der Monika Roscher Indie Big Band entgegenschlagen auf den Punkt. Sie zeigen dass die Jazz-Schublade zu eng ist für das, was hier in einer alt-ehrwürdigen Besetzung heran-, ansonsten aber haarscharf an den damit verbundenen Erwartungen vorbeischlittert.

Ihre Synthese heterogener Stile hat sich Monika Roscher nicht am Reißbrett ausgedacht, sie entspricht einfach ihren Hörerfahrungen und Vorlieben: „Rock und Pop ist oft ein wenig simpler gestrickt, dafür funktioniert aber der Ausdruck viel unmittelbarer, es entsteht auf diese Weise eine Tiefe, die mich sehr anspricht. Auf der anderen Seite liebe ich das Abgedrehte, das ‚Ausgecheckte’ am Jazz. Beides möchte ich zusammen bringen.’“

Big-Band-Songs? Jazz-Orchester-Sätze? Indie-Nummern? Eine Zuordnung zu einem bestimmten Genre entzieht sich dem was die 1984 im Fränkischen geborene Gitarristin für ihre vor gut einem Jahr gegründete 18-köpfige Formation schreibt, ganz beiläufig. Lässig erzählt sie davon, wie es eigentlich dazu kam, dass wir jetzt hier sitzen, und über ihre ersten Auftritte und die Ende November erscheinende Debüt CD reden. Dabei stellt sich heraus dass neben der Sozialisation am heimischen Klavier und dem Nachspielen von diversem Radio Repertoire das Freizeitverhalten von Jugendlichen im US Bundesstaat Illinois an Monika Roschers Werdegang nicht ganz unschuldig ist. Denn weil die Gastschwester nebst Altersgenossen nach Schulschluss gern für den Rest des Abends vor dem Fernseher verschwand, geriet ihr das Austauschjahr zum Übecamp mit Langzeitfolgen.


Monika Roscher:

Ganz zu Beginn sollte diese Band eigentlich „Die Kapelle der Verklärung“ heißen. „Bigband“ oder „Orchestra“, das klingt etwas zu glanzvoll und zu aufgeräumt – irgendwie zu wenig verrückt. Die Bezeichnung „Kapelle“ dagegen hat diesen kaputten, rumpelnden Beiklang, der mir gefällt. Eine Kapelle genießt in meiner Vorstellung eine gewisse Narrenfreiheit, sie ist lebendig, sie ist wild. Und genau das ist für mich wichtig: dass alle in der Band ihre Emotionen ausleben können. Egal, wenn mal ein falscher Ton dabei ist, auch egal, wenn es mal richtig kracht. Wie in dem Stück „Die Parade“, in dem der gesamte Trauerzug eine Klippe hinabstürzt. Es ist nicht wichtig, das die Band fällt, wichtig ist, wie sie es tut. Inbrünstig und aus tiefster Überzeugung. So trotzt sie Leben und Tod zugleich. Darin liegt eine Idee von Freiheit, die ich in meiner Musik umzusetzen versuche.

Man kann nicht gerade von jedem Musiker verlangen, gedanklichen Kollektivselbstmord zu begehen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass all die wunderbaren Musiker, die auf dieser CD oder auch auf unseren Konzerten zu hören sind, die Gabe haben, sich auf diese Bilder einzulassen und sich die Zeit nehmen, sie zu verstehen und dabei mitzuformen, sie auch mal ins Extreme übersteigern. Während der Aufnahmen für diese CD und unserer ersten kleinen Tour ist die Band sehr zusammengewachsen. Mittlerweile habe ich beim Schreiben den Klang eines jeden einzelnen Musikers im Kopf und weiß genau, wem ich welchen Part anvertrauen kann. Auf der anderen Seite muss die Band mir vertrauen, wenn sie beispielsweise meine verklärte Vorstellung einer Wüste in Töne übersetzt – wissend, dass ich nie auch nur einen Fuß in eine gesetzt habe.

Aber um getreue Wiedergabe geht es schließlich gar nicht. Perfektion gilt es zu vermeiden. Es sind die Brüche und Risse, die mich überraschen und berühren: der Schönheitsmakel in der perfekten Welt der Alice – „Failure in Wonderland“. Die Spannung zwischen Harmonie und Disharmonie. Ein Spannungsfeld, dem ich mich mit Texten nur annähern kann. Worte können für mich nie das ausdrücken, was Musik zu sagen imstande ist. Ein vages Gefühl, eine dumpfe Ahnung – Worte umreißen, was Musik auf den Punkt bringt. Und deswegen ist es eigentlich ziemlich egal wie die Band heißt, ob Orchestra oder Bigband. So kann „Die Kapelle der Verklärung“ also doch als zweiter Vorname bestehen bleiben.“

 

Recorded and mixed 2011 by Umberto Echo.

Mastered by Dieter Pimiskern.

Produced by Monika Roscher

 

www.monikaroscher.com