Simin Tander - Where Water Travels Home

Simin Tander - Where Water Travels Home
(Jazzhaus Records / in-akustik)                                               Veröffentlichung: 28. Februar 2014

Sie zählt zu den erstaunlichsten Persönlichkeiten des jungen europäischen Jazz. Mit ihrer betörend zärtlichen und genauso expressiven Stimmenkunst baut Simin Tander Brücken zwischen abendländischem Jazz und arabeskem Vokalflug, zwischen Songwriting-Experiment, Chanson und intimer Ballade. Auf ihrem zweiten Werk zeichnet die Deutsch-Afghanin mit ihrem Quartett eine faszinierende Route zu ihrem nahöstlichen Erbe und in die Tiefe ihrer Seele.

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LIVE:

12.03.2014 Köln, Stadtgarten
14.03.2014 Tilburg (NL), Paradox
17.03.2014 Bonn, Pantheon Casino
18.03.2014 Nijmegen (NL), De Lindenberg
20.03.2014 Amsterdam (NL), Bimhuis
22.03.2014 Maastricht (NL), Jazzfestival, Theater aan t Vrijhof
27.03.2014 Berlin, A-Trane
28.03.2014 Dresden, Neue Tonne
29.03.2014 Wernigerode, Jazzclub / grosse Aula
30.03.2014 Einbeck, Kultur im Esel


04.04.2014 Karlsruhe, Tempel
05.04.2014 Ladenburg, Sinnbild
06.04.2014 Freiburg, Jazzhaus



„Es ist eine Reise – zu mir, durch meine Gefühls- und Gedankenwelt und zu meinen afghanischen Wurzeln“, erklärt Simin Tander. Auf „Where Water Travels Home“ haben wir es nicht mit einem gewöhnlichen Roadmovie zu tun: Imaginär und verschlungen, dadurch umso bezwingender für den Hörer sind die Klangwege, die dieses Wasser nimmt, und statt dem Kompass des Kopfes wird hier vielmehr dem Pfad des Herzens gefolgt.

„Wo das Wasser nach Hause reist“ - das ist für sie kein abstraktes Bild, sondern bedeutet für die Tochter eines afghanischen Journalisten und Poeten und einer deutschen Lehrerin durchlebte Identitätssuche. Der Frage nach dem Woher und Wohin stellt sie sich nun als gereifte Sängerin mit ihrer zweiten CD, die sich als eine Quelle improvisatorisch gefärbter Songschmiedekunst offenbart. Mit ihrem blendend aufeinander eingespielten Quartett (
Etienne Nillesen als erfindungsreicher Schlagwerker, Cord Heineking als einfühlsam melodiöser Bassist und Jeroen Van Vliet als mal träumerisch fliegender, mal experimentierfreudiger Pianist) fächert sie einen Spannungsbogen aus 13 Stationen auf, schreitet durch  Vergangenheit und Gegenwart in frei fließender Dramaturgie.

Sofort fallen die Songs in ihrer Vatersprache Paschtu auf – den reichen, für uns geheimnisvoll tönenden Klang dieses Idioms, der selbst schon Poesie ist, hat sich Simin eigens für das Album erschlossen. Mit einer mäandernden Stimme voll intimer, wispernder Melancholie trägt sie die Worte durch den Opener „Yau Tar De Grewan“, und ebenso verleiht das Paschtu dem neckischen afghanischen Volkslied „Larsha Nengrahar Ta“ Flügel, mit einem fast souljazzigen Groove zum Tablarhythmus. Es siedelt auch im ruhig schreitenden Erzählton von „De Kor Arman“ - ein überwältigendes Sehnsuchtslied auf die Heimat, in dem ihre Stimme plötzlich schwer wie dunkler Honig klingt: „Die Musik hierzu hatte ich in Gedanken an ein Gedicht meines Vaters geschrieben, ohne es je gelesen oder gehört zu haben. Nach langem Suchen fand ein guter Freund von ihm in Kanada ein Bündel Lyrik, und darin entdeckte er auch dieses Gedicht. Dass es nun auch noch perfekt zur Musik passt, ist eine schöne Überraschung.“     

Spielerisch zeigt sich Simin in „Behind The Curtain“ und „Little Song“ (letzteres ist ihrer 2-jährigen Nichte gewidmet): Hier hat sie mittels Fantasiesprache zwei reizende Miniaturen zwischen tastend-tupfender Piano-Perkussion und Walzer-Überschwang geschrieben. Und dann sind da natürlich die grandiosen Stücke auf Englisch, die ein Spektrum von farbenreichen Mini-Suiten bis zu majestätisch gehauchten Balladen abdecken. Hier hat sie beim Texten teils ihre Schwester unterstützt, die bekannte Schauspielerin Mina Tander. Im Zentrum steht    „Where Would I Fly If I Could“, mal andächtig, mal fast psychedelisch ist dieser Flug, eine bewegende Zwiesprache des Mädchens mit der Frau. Ein Abtauchen ins Unterholz der Seele wird in der geheimnisvollen Drohkulisse von „Dark Woods“ unternommen, eine großartige Trauerhymne auf eine verflossene Liebe mit „Our Silent Storm“ zelebriert. Und schließlich überrascht die junge Sängerin mit einer in die Knie zwingenden  Adaption von „La Chanson Des Vieux Amants“ aus der Feder von Jacques Brel.

 „Auch wenn von meinem Leben nur ein Atemzug bliebe, formte ich ihn in zu einem Vers. Wenn ich den Faden eines Kragens zu fassen bekäme, verwandelte ich ihn in eine Melodie“, heißt es im afghanischen Gedicht des Eröffnungsstücks. Diese Zeilen könnten auch für Simin Tanders Musik gelten: Alle Regungen  der Seele, fein wie ein Atemzug oder ein Faden, hat sie mit ihrer Inspiration aufgefangen und zu einem großen Wurf tiefer Gefühle und großartiger Klänge vereinigt.