Veronika Harcsa - Bálint Gyémánt LIFELOVER

Veronika Harcsa - Bálint Gyémánt – Lifelover

Traumton CD: 4606 / Indigo D/A  //   Musikvertrieb CH  /        Veröffentlichung: 28. März 2014

EAN/UPC: 705304460627

Audiolink zur Aussprache der Namen: Veronika Harcsa & Bálint Gyémánt

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 Klarheit ist ein seltenes Gut im Jazz. So selten, dass es sofort auffällt, wenn eine Künstlerin den Mut zu absoluter Transparenz aufbringt. Veronika Harcsa ist eine ungarische Sängerin und Songschreiberin, deren größte Stärke gerade in dieser Klarheit liegt, die auf der Stelle verzaubert und gefangen nimmt. Sie erreicht den Hörer ohne Umwege, kommt ohne Mystizismen aus, ihre Stimme kennt nur den direkten Weg aus der Seele ins Ohr. Ihre unverwechselbare Kombination aus Timbre, Struktur und Ansprache läuft immer wieder auf dieses seltene Eine hinaus: Klarheit.

 

Links:

Veronika Harcsa http://harcsaveronika.hu        

Bálint Gyémánt http://www.gyemantbalint.eu   

Video Lifelover: http://youtu.be/EbkL0ub8_O4

 

Das Setting auf „Lifelover“ ist sehr einfach. Veronika Harcsa singt, Bálint Gyémánt spielt akustische Gitarre. Hie und da wird ein wenig geloopt und mit zusätzlichen Spuren gearbeitet, fertig. Auch über die klangliche Zuordnung hinaus sind die Rollen klar verteilt. Veronika Harcsa ist für die weiche, emotionale Ebene zuständig, Bálint Gyémánt übernimmt den abstrakten, kühleren Part. Und doch durchdringen sich die Intentionen beider Musiker derart, dass sie zu einer einzigen künstlerischen Persönlichkeit zu verwachsen scheinen. Der Zufall steht der Klarheit des Konzeptes der beiden Magyaren nie im Weg. „Wir haben lange daran gearbeitet, wie wir unseren Sound über ein Konzert von 90 Minuten oder ein Album von 50 Minuten interessant machen können“, erklärt Veronika Harcsa dazu. „Uns steht ja nichts zur Verfügung als die Stimme und die Gitarre. Wie weit können wir mit diesen Möglichkeiten gehen? Manchmal haben wir ganz vorsichtig mit Overdubs gearbeitet, aber meistens entschieden wir uns für das Gegenteil, nämlich unsere Songs zu entrümpeln und so wenig wie möglich zu spielen. Wir haben sowohl versucht, den Sound zu maximieren als auch ihn zu reduzieren, um es so klar wie möglich zu gestalten.“

Obwohl noch jung an Jahren, präsentiert die Sängerin mit „Lifelover“ nicht ihre erste CD. Die Reise, die sie persönlich bis zu diesem Punkt zurücklegte, war intensiv und von vielen Entscheidungen und Weichenstellungen begleitet. Schon als Kind beschäftigte sie sich mit Musik, lernte anfangs Saxofon und kam mit Jazz in Berührung. Nach dem Abitur studierte sie aber zunächst Mathematik. Dann begann sie sich für klassische Jazz-Sängerinnen wie Ella Fitzgerald oder Carmen McRae zu begeistern und wollte einfach mal selbst probieren, Standards zu singen. Mit 21 überkam sie das Gefühl, eine Entscheidung treffen zu müssen, und so wechselte sie zur Jazzabteilung der Musikakademie in Budapest. Seitdem steckt sie ihre ganze Energie in die Erweiterung der expressiven Möglichkeiten ihrer Stimme.

Auf ihrer ersten CD begnügte sich Veronika Harcsa noch mit Standards, über vier weitere Alben erarbeitete sie sich ein sehr eigenständiges Repertoire. Sich selbst und ihren Kompagnon bezeichnet die Ungarin gern als „concious musicians“, die viel über ihre Kunst denken und reden. Gerade ihr Bezug zur Naturwissenschaft ist ihr behilflich, sich immer wieder zu besagter Klarheit zu bekennen und maßvoll mit Tönen oder Worten umzugehen. Maßlosigkeit, Exhibitionismus odr jede Form von musikalischer Prahlerei gehen ihr völlig ab. Für Veronika Harcsa ist das die natürlichste Sache der Welt. „Schon während meines Studium war ich von vielen Menschen umgeben, die sich gleichzeitig mit Mathematik und Musik beschäftigten. Offenbar gibt es da eine starke Verbindung.  Beides basiert auf Strukturen. Durch die Mathematik lernte ich, strukturell zu denken. Auch wenn ich improvisiere, denke ich ganz klar in Strukturen.“

Veronika Harcsa möchte ihre Musik nicht gern kategorisiert wissen. Die Harmonien und Improvisationen legen eine gewisse Nähe zur Jazz-Herkunft nahe, aber sie hat auch eine starke Beziehung zu Pop, experimentellen Sängerinnen wie Meredith Monk oder Sidsel Endresen oder der modernen Klassik von Charles Ives bis Morton Feldman. All diese Einflüsse verdichten sich in ihren Liedern zu einer genuinen Einheit, die jede einzelne Quelle für sich vergessen macht.

Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt verbindet nicht nur die Arbeit im Duo, das auf „Lifelover“ zu hören ist, sondern auch die Band Bin-Jip, in der sie gemeinsam mit Andrew J experimentelle elektronische Musik produzieren. Bin-Jip steht zwar einerseits im extremen Gegensatz zu dem rein akustischen Duo der beiden Ungarn, und doch gibt es auch Gemeinsamkeiten. „Ich lerne viel von elektronischer Musik, weil ich ihren monotonen Zugang mag“, bekennt die Sängerin. „Ich mag auch die vielen Effekte, die in der elektronischen Musik genutzt werden, und damit meine ich nicht einmal vordergründig Sachen wie Reverb und Delay. Mich faszinieren mehr diese einzigartigen Sounds, die in keiner erkennbaren Beziehung zu irgendeinem akustischen Instrument stehen oder den Klang akustischer Instrumente extrem verfremden. Obwohl unser Duo komplett akustisch ist, benutzen wir Loops, aber auch diese basieren auf akustischen Sounds. Unsere Faszination für interessante Klänge kommt auf jeden Fall von unserer elektronischen Seite.“

„Lifelover“ ist ein Album voller Überraschungen. In jedem Song werden neue Verabredungen zwischen den Klängen, Intentionen, Abstraktions- und Dichtegraden getroffen. Der Hörer kann sich fallenlassen. Verschnaufpausen gibt es für ihn trotzdem nicht, denn die emotionale Assoziationsfähigkeit wird genauso angesprochen wie die intellektuelle Aufmerksamkeit. Harcsa und Gyémánt spielen unentwegt miteinander, so dass sie sich ständig weiterentwickeln und auch „Lifelover“ nur ein Zwischenstopp ist. Doch was kann es Spannenderes geben, als an der kontinuierlichen Metamorphose zweier Künstler zwischen klarem Plan und kühner Vision teilzuhaben?

 

26.02.2014AT-Wien,
25.03.2014DE-Berlin, A-Trane
09.05.2014BE-Brüssel,
10.05.2014FR-Paris,