Wanja Slavin Lotus Eaters - Salvation

Wanja Slavin Lotus Eaters – Salvation

WhyPlayJazz RS 035 / EAN 4250459999356 / Vertrieb: NRW

 

Veröffentlichung: 02. März 2018

 

 

Live:

10.04.2018  Hamburg,  Stage Club

15.04.2018  Berlin, A Trane

17.04.2018 Mannheim, Klappsmühl

18.04.2018 Köln, Loft

19.04.2018 Berlin, Orania

20.04.2018 München, Unterfahrt

 

21.04.2018 Pohrdorf, Saxstall

 

 

Einer der besten Altsaxofonisten hierzulande und darüber hinaus ist er sowieso. Die entsprechenden Preise hat er bekommen. Sie wirken wie wichtige Zwischenstationen im Schaffen Wanja Slavins, keinesfalls wie Ziele in seinem Musikerdasein. Sein außerordentliches Talent als Improvisator und Interpret ist nur die Voraussetzung für alles Weiterführende.

 

Wanja Slavin ist ein Bandleader, der mehr will, dies ist bei Lotus Eaters gut ersichtlich. Deswegen feilt er so skrupulös an den Arrangements, deswegen verändert er seine Band immer wieder personell, um die übergeordneten Ideen seiner Musik immer schlüssiger einkreisen zu können. Vor diesem Hintergrund ist es dann auch irgendwie logisch, dass er sich nicht als vorpreschender Solist präsentiert, sondern als organischer Teil des Ganzen.

„Ich scheine wohl in etwa immer vier Jahre für eine ausgereifte Idee zu brauchen, bis jetzt jedenfalls. In der heutigen Zeit wird wahrscheinlich mehr Musik produziert als jemals zu vor. Dies liegt zum einen daran, dass die Produktionskosten in den letzten Jahrzehnten extrem gesunken sind und andererseits die Musikwelt ständig nach neuen Aufnahmen verlangt. Ich selber habe einfach kein Interesse daran, aus rein repräsentativen Zwecken, Platten zu veröffentlichen“ erklärt Wanja Slavin dazu.

Hier bekennt sich einer, der in diversen Avantgardekonstellationen das freie Spiel pflegt, zum songhaft Melodiösen. Wanja Slavin nennt die Lotus Eaters seine wichtigste Band.

„Im Mai 2016 erhielt ich einen Anruf meines sehr guten Freundes und Förderers Manfred Frei aus München und er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte mit Ihm nach vielen Jahren wieder in die Toskana fahren um dort aufzunehmen. Zu dieser Zeit hatte ich gerade begonnen an einer neuen Lotus Eaters Platte zu arbeiten, war aber noch nicht so richtig zufrieden mit der Session, die ich kurz zuvor aufgenommen hatte, und da ich gerade mit Nasheet Waits und Bernhard Meyer einen kleinen Gig in Berlin gespielt hatte und sowieso unbedingt was mit den beiden machen wollte, kam mir dieses großzügige Angebot natürlich sehr gelegen. Ein halbes Jahr später haben wir uns dann alle in dem wunderschönen Haus, in dem ich auch schon meine erste Platte aufnehmen durfte, getroffen und über viele Tage an dem Material gearbeitet und aufgenommen. Zwischendurch sind wir ins Meer gesprungen und haben ein Bier getrunken. Was für ein Luxus! Leider war ich mit dem Ergebnis danach immer noch nicht so richtig glücklich und entschied mich dann im Januar 2017 nochmals drei Stücke, in wieder anderer Besetzung, in Berlin aufzunehmen. Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles ausprobieren und umsetzen durfte, vor allem meinem Lieblings-Pianisten Rainer Böhm gegenüber, der sehr viel Geduld mit mir zu haben scheint“ ergänzt Slavin mit einem tiefen Lächeln im Gesicht.Und Wanja Slavin versteckt sich nicht hinter seiner Musik. Wie jeder in den Zeiten der Postmoderne muss er umgehen mit dem vielen, was da ist. Daraus dann das Eigene zu destillieren ist die Kunst, bei der er mit den Lotus Eaters sehr weit gekommen ist. Keine Kopien und keine Ironie gibt es bei ihm. All diese Krücken braucht er nicht, weil sie letztlich von der Angst zeugen, auch mal was ernst meinen zu müssen.

„Wenn ich ein Stück geschrieben habe, das mir gefällt, habe ich immer eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welchen Vibe ich beim Spielen und Hören fühlen möchte. Wenn wir dieses (un)bestimmte Gefühl nicht treffen, kann oder möchte ich es nicht auf die Platte nehmen. Dies ist wahrscheinlich der Grund dafür, warum ich so lange für jede Aufnahme von mir brauche. Das Stück ist dann für mich einfach nicht komplett. Es spielt dabei keine Rolle, wie gut und richtig alles gespielt wurde!“ betont er nochmal sehr eindringlich.

Dazu hat Wanja Slavin noch einen anderen Gedanken, den er so formuliert: „Bevor ich an einem neuen Lotus Eaters Album arbeite, schwebt mir immer eine klare Stimmung vor, die dann für mich auch sehr deutlich die Form für das Album prägt. Dieses Mal war mein Lebensgefühl anscheinend deutlich optimistischer, als bei unserer ersten Veröffentlichung und deshalb habe ich den Titel Salvation gewählt, obwohl der Titelname nicht einmal von mir stammt. Das Titelstück ist das Einzige auf der Platte, das schon ziemlich alt ist. Eigentlich hatte ich es für ein Konzert mit der Sängerin Ibadet Ramadani auf dem Moers Festival 2009 geschrieben und sie hatte den Song so genannt. Auch das weiße Cover, das sich sehr stark an das Erste anlehnt, symbolisiert für mich einen Neuanfang in meinem Leben. Als ich 2004 nach Berlin gezogen war, befand ich mich über viele Jahre in einer sehr melancholischen bis depressiven Verfassung und ich feiere auf dieser Aufnahme auch ein wenig meine wiedergewonnene Lebensfreude“.

Hier offenbart einer sein Ich, einer der weiß, dass Musikhören heute ebenso wie Musikmachen nur mit Referenzen im Kopf passieren kann. Also geht es Wanja Slavin darum, Partikel und Elemente in andere Kontexte zu setzen. Diese Verschiebungen haben bei ihm weder den Charakter witziger Collagen noch den kompetitiver Kraftmeierei. Hier entwickeln sie die Kraft, zu etwas Größerem zu wachsen.

http://wanja-slavin.de/