BLUFF – Sleight of Hand

Eine junge Hamburger Band mit ihrem frischen Stil von Improvisation – angereichert mit Gewürzen der 40er+50er Jahre und mit Einflüssen der Indieszene und des HipHop.

 

Sleight of Hand (dt. „Zaubertrick“) heißt das Debüt-Album von BLUFF – einem jungen Jazz-Quartett mit Ankerplatz Hamburg. Der Titel erweckt den Anschein von Illusion und Manipulation – ist aber alles andere als ein Täuschungsmanöver. „Illusion und unser Handwerk – beides ist vergleichsweise einfach zu erlernen, aber umso schwerer zu meistern – und das findet Eingang in unsere Musik“, erklärt Pianist Tim Scherer, der zusammen mit Christian Höhn (Trompete), Lucas Kolbe (Kontrabass) und Jan Bernard Zeimetz (Schlagzeug) das Quartett bildet.

Die Vier sehen ihr Debüt als gemeinsamen Ausgangspunkt – und legen dabei jede Menge Enthusiasmus, Tiefgang und Virtuosität an den Tag. Dabei ist der Band-Kompass nach der jungen New Yorker Jazz-Szene ausgerichtet. Vorbilder wie Ambrose Akinmusire und Immanuel Wilkins sind in den Kompositionen von BLUFF deutlich wiederzuerkennen. „Unsere Musik ist klar in der Gegenwart und nicht etwa in der Vergangenheit verortet – mit dem Grundgedanken, dass das Album eine Sammlung von Stücken bietet, die wir komponiert haben und mit denen wir als Band quasi aufgewachsen sind. Auf diese Weise haben wir viel erfahren – über uns persönlich und über die Musik, die uns geprägt hat“, erklärt Jan.

Der Drummer beschreibt den musikalischen Stil von BLUFF als „Mischung verschiedener Genres. Wir spielen zwar improvisierte, zeitgenössische Musik, trotzdem sind wir auch von der traditionellen Jazz-Musik der 1940er und 1950er Jahre, sowie der Indie- und Hip-Hop Szene beeinflusst. Auch kommen bei uns elektronische Instrumente zum Einsatz, was es schwierig macht, uns einem eindeutigen Stil zuzuordnen.“ Tim Scherer betont den Kollektivgedanken, wonach alle Bandmitglieder sämtliche Entscheidungen gemeinsam treffen. „Das kostet zwar mehr Zeit, garantiert aber, dass alle ein Mitspracherecht haben über das, was wir tun und wie wir klingen. Das macht unsere Musik insgesamt vielseitiger, weil sie sich aus vier unterschiedlichen Prägungen speist.“

Kennengelernt haben sich die Musiker an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, an der sie nach wie vor studieren. „Tim hatte die Idee, die Band zu gründen. Der Erstkontakt kam über eine Whatsapp-Gruppe zustande – dem Medium, über das so etwas heutzutage oft läuft“, erinnert sich Christian Höhn. Von ihm stammt das Stück Roots and Wings. „Der Titel ist mir hinterher eingefallen. Vermutlich, weil mir die sich wiederholende Basslinie wie eine Wurzel vorkam, und die Melodie wie Flügel, die sich darüberlegen“, so der Trompeter. Torn Inside beruht auf Erfahrungen während der Corona-Pandemie. „Der Mittelteil ist ziemlich brachial mit merkwürdig klingenden Akkorden und Melodielinien. Auch X-Rays ist ziemlich dunkel in der Anmutung mit einem sich ständig wiederholenden, fast roboterartigem Pattern auf dem E-Piano – vergleichbar mit Strahlen, die aus einer Maschine herausschießen.“

 

Trains stammt aus der Feder von Lucas Kolbe. „Wenn man sagt, dass man Züge mag, wirkt das ja fast wie ein Witz. Aber in meinem Fall stimmt das wirklich“, bekennt der Bassist. „Die Komposition greift den meditativen Charakter einer Reise auf.“ Lucas betont, dass es der Band wichtig ist, ein möglichst junges Publikum zu erreichen, um „Jazz wieder hip zu machen.“ Pianist Tim erklärt den Hintergrund der Ballade Slump: „Ich wollte ein Stück ohne festes Tempo komponieren, in dem wir einander wirklich zuhören und als Einheit agieren müssen. Dabei habe ich mich von Keith Jarrett inspirieren lassen, bei dem man solche Kompositionen ohne Time ebenfalls findet, in denen alles zusammenfließt. Das fasziniert mich”, erklärt er. Auch Third Wizard stammt von Tim. „Den Titel habe ich mir netterweise geborgt. Ein befreundeter Gitarrist hatte eines seiner Stücke ursprünglich `Two Wizards` genannt, das aber nachträglich geändert. Da mich die Vorstellung ärgerte, dass dieser Titel in der Versenkung verschwinden würde, habe ich ihn dann verwendet.“

Bleibt die Frage nach dem Bandnamen BLUFF. „Wir brauchten einen Namen, der möglichst zum Albumtitel passen sollte“, erklärt Tim. „In dem Namen schwingen Einsatzfreude und Verpflichtung mit. Es hat auch mit der Redensart `Tu als ob, bis du es kannst` zu tun. Das ist gar nicht unaufrichtig gemeint, sondern eher in die Richtung, dass wir wussten, dass unsere Band eine Art Vertrauensvorschuss verdient hat. Wenn man will, ist das der Bluff.“

Mit diesem Versprechen und ihrem Überschwang begeistert das Quartett sein Publikum – so wie beim Konzert in der Bremer Kulturkneipe „Gondi“. Ein Auftritt, mit dem die Vier die folgenden, lobenden Worte von Posaunen-Legende Nils Landgren unterstrichen. „Sleight of Hand ist voller Überraschungen, mit klugen Kompositionen und Arrangements, großer Dynamik und vor allen Dingen von allen ganz toll interpretiert. Die Musiker präsentieren auf diesem Album ein musikalisches Kaleidoskop, das man sich sehr gerne oft anhört. BLUFF ist ein Teil unserer Zukunft, schon jetzt.”

Berthold Rec. / LC 27984 / 4250647323024 / Vertrieb: Cargo

 VÖ: 17.2.2023

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