Ganna – Kupala

Mit Loops, Samples und anderen Effekten. Ganna präsentiert alte Volkslieder ihrer Heimat Ukraine in deutlich elektronischen Gewändern.

Für die gebürtige Ukrainerin Ganna Gryniva sind alte Volkslieder ihrer Heimat eine Herzensangelegenheit – und eine wahre musikalische Fundgrube. Schon mit ihrem Debüt-Album HOME (aufgenommen in Quintett-Besetzung) sorgte sie mit emotionsgeladen, Jazz-gefärbten Arrangements für Aufhorchen.

KUPALA, auf dem Ganna mit Loops, Samples und anderen Effekten arbeitet, klingt deutlich elektronischer. „Das Album ist ein Querschnitt aus meinen Solo-Kompositionen, die in den vergangenen sechs Jahren entstanden sind. Wobei ich es gar nicht als künstlerische Weiterentwicklung bezeichnen würde – immerhin stehen beide Alben in der Tradition der ukrainischen Volksmusik. Nur die Umsetzungen sind unterschiedlich.“

Ganna war 13, als sie 2002 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland kam. Immer wieder reiste sie in ihre alte Heimat, um dort in Archiven nach traditionellen Volksliedern zu stöbern. Die Fundstücke präsentiert sie in ihren Solo-Stücken – auf äußerst originelle Weise. Während ihres Gesangsstudiums an der Weimarer Hochschule für Musik beim Ausnahmevokalisten Michael Schiefel experimentierte sie Loop- und anderen Effektgeräten, die sie markant in ihren Stücken einsetzt.  „Mein Loop-Gerät hat fünf Spuren, wovon ich jede mit unterschiedlichen Patterns belege, die rhythmisch und harmonisch variieren“, erklärt die Sängerin.

Auf dem von Tomáš Kaspar produzierten Album wird sie auf einigen Stücken vom Schweizer Drummer Julian Sartorius unterstützt. Beim Zuhören wird schnell deutlich: die eingesetzte Technik ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Puls der Musik zu unterstreichen – wie auf der Winterballade Hanya oder dem Liebeslied Obrutch. „Ich mag aber auch Stücke, die Optimismus und Lebenslust versprühen. So wie das Titelstück Kupala, das von den Festivitäten während des gleichnamigen Feiertags erzählt, vergleichbar mit dem Johannistag in Deutschland, dem längsten Tag des Jahres, an dem die Ernte beginnt und Menschen mit Blumen im Haar übers Feuer springen“, so die Komponistin.

Zwei Stücke sind auch in dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Als der Frühling nach Bucha kam“ zu sehen, der sich mit russischen Kriegsverbrechen in der ukrainischen Stadt Bucha auseinandersetzt. Die Regisseurin des Films, Mila Teshaieva, war von Gannas Musik derartig beeindruckt, dass sie zwei Stücke für die Doku verwendete. Ganna erläutert: „In Lebidonka geht es um Kosaken, die ihr Land verteidigen, während ihre Angehörigen zuhause beten, dass sie unversehrt nach Hause kommen. Und Misto ist ein berührendes Liebeslied. Überhaupt ist das ein äußerst kraftvoller und auf eine gewisse Weise anstrengender Film. Einerseits, weil er das Publikum packt und mit großer Trauer konfrontiert. Andererseits, weil er auf berührende Weise zeigt, wie stark die Überlebenden mental sind und sich beim Wiederaufbau gegenseitig unterstützen.“

Zusammen mit Filmemacher Peter Bräunig hat Ganna auch ihren eigenen Dokumentarfilm Spivanka fertiggestellt. Er vermittelt Eindrücke von ihrer Reise in die Ukraine im Jahr 2018. „Es gibt Szenen, in denen ich mit alten Frauen spreche, die mir vorsingen und mir ihre Lebensgeschichten erzählen“. Der Film dringt tief in die Seele der ukrainischen Volksmusik ein – dank seiner Protagonisten, die sich an die Musik ihrer Kindheit erinnern und durch mündliche Weitergabe im Gedächtnis bewahren. Es sind solche Bilder und Szenen, die verdeutlichen, welche eigenständige und unabhängige Identität das ukrainische Volk aufgebaut hat. Spivanka wird im Rahmen der WOMEX music expo zu sehen sein, die Ende Oktober in A Coruña/Spanien stattfindet.

Ganna gibt zu, dass manche Fans ihres ersten Albums beim Hören von KUPALA irritiert sein könnten, weist jedoch darauf hin, dass sie auch mit ihrem Jazz-Quintett an neuen Stücken arbeitet. Ihr neues Solo-Album ist in jedem Fall eine Bestätigung ihrer Hingabe, Vielseitigkeit und Brillanz.

https://ganna-gryniva.de/

Berthold Records BR323215 /LC 27984 / 4250647323215  /  Vertrieb: Cargo

VÖ: 20.10.2023

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