Kika Sprangers – Mind’s Eye

„Ich hätte nie gedacht, dass mich diese Stille und Leere inspirieren würde…“

Die Saxofonistin Kika Sprangers (*1994) gehört zu den spannendsten und ausdrucksstärksten Jazzmusikerinnen der Niederlande. Das neue Album ihres Quintetts bei BERTHOLD records entstand in Kooperation mit dem niederländischen Label ZenneZ records. Es ist der Nachfolger ihres Debuts Human Traits, das 2019 für den Edison Jazz Award nominiert war – dem niederländischen Äquivalent zum Grammy. Auf beiden Alben widmet sich Sprangers der Frage, was uns menschlich macht. Ein wesentlicher Faktor ist für sie unsere Vorstellungskraft. Zu dieser Überzeugung gelangte sie während der Lockdown-Phasen der Corona-Pandemie. Eine Zeit, in der sie den Tivoli Vredenburg menschenleer erlebte. In dem großen Musikzentrum im Herzen von Utrecht entstanden die Kompositionen für Mind`s Eye.

Trotz der Pandemie war 2021 ein ereignisreiches Jahr für Kika. Im Frühling veröffentlichte sie zunächst das Album No Man`s Land in Zusammenarbeit mit dem Streicher-Ensemble Pynarello. Im Sommer erhielt sie den Rogier van Otterloo Award, der mit einer Auftragskomposition für das Youth Metropole Orkest verbunden ist. Während der Lockdown-Phasen musste Kika gewohnte Arbeitsabläufe über Bord werfen. Laut den lokalen Corona-Regeln durfte sie sich immer nur mit einem Mitglied ihres Quintetts treffen, um an neuem Material zu arbeiten. Diese ungewohnte Konstellation hatte jedoch einen unerwarteten, positiven Nebeneffekt, der den Produktionsprozess wesentlich beeinflussen sollte.

Kika stellte sich die Frage, ob es überhaupt noch menschliche Spuren in einem derart großen Gebäudekomplex gibt, dessen Türen verschlossen sind und dessen Lichter automatisch nach einer Stunde erlöschen. Gleiches galt für die gespenstisch stillen Gänge, die normalerweise vom Brodeln einer hereinströmenden Menschenmenge erfüllt sind.  „Ich hätte nie gedacht, dass mich diese Stille und Leere inspirieren würde. Aber kurioserweise hat diese verlassene Konzerthalle in mir das Gefühl von unendlicher Akustik geweckt. Es gab dort im wahrsten Sinne des Wortes nichts und niemanden – aber genau das regte meine Fantasie an. Da wurde mir klar, dass es genau das ist, was uns Menschen ausmacht: die Fähigkeit, uns etwas vorzustellen“, blickt Kika auf den ungewöhnlichen Produktionsprozess zurück.

Und so lud sie sich nach und nach jedes Bandmitglied ein, um mit ihnen jeweils einen Tag lang an neuem Material zu arbeiten. „Wir spielten entweder im Duo auf der großen Konzertbühne oder in kompletter Besetzung in einem der kleineren Clubs. Unsere Improvisationen waren die Keimzelle für neue Kompositionen. Ein enorm verdichteter kreativer Prozess, wie er nur in Lockdown-Zeiten mit entsprechend leeren Terminkalendern aller Beteiligten entstehen konnte. Normalerweise hätte ich meine Bandkollegen auch nicht in einem derart frühen Stadium in den Kompositionsprozess eingebunden“, so Kika.

Das Ergebnis ist ein äußerst vielseitiges Konzeptalbum, das sein Publikum von der ersten Note an in den Bann zieht. Es beginnt mit dem fesselnden Titelsong Mind`s Eye, führt über den vertrackten Beat von Placebo und biegt mit dem melancholisch-zauberhaften A Picture Paints a Thousand Words auf die Ziellinie ein, ehe die letzten Klänge von Mind`s Eye Echo verhallen.

Die Zeitung „NRC Handelsblad“ zählt Kika Spangers zu den 100 vielversprechendsten Künstler*innen der Niederlande und Belgien. „Sie steht vor einer großen Zukunft“, ist sich der Dirigent des Metropole Orkests, Jules Buckley, nach der Zusammenarbeit mit der Saxofonistin sicher. 2018 wurde sie „Young VIP“ und spielte auf dem Bimhuis- und dem North Sea Jazz Festival. Im gleichen Jahr tourte sie durch Indonesien, 2019 stand China auf ihrem Konzertplan.

Parallel zum Album erscheint der gleichnamige Konzert-Film zum Projekt.

 

 

Das Kika Sprangers Quintet

Kika Sprangers (Sopran- und Altsaxofon)

Anna Serierse (Gesang)

Koen SchalkwiJk (Klavier)

Alessandro Fongaro (Kontrabass)

Willem Romers (Svchlagzeug)

 

Tracklist:

1 – Minds`s Eye

2 – All That We Have Left

3 – Building Castles in the Air

4 – Film Noir

5 – Placebo

6 – Reflections

7 – Mirage

8 – What If

9 – A Picture Paints a Thousand Words

10 – Mind`s Eye Echo

Berthold Rec / LC 27984 / 4250647322027 / Vertrieb: Cargo

VÖ.: 22.04.2022

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