Mareille Merck – Kaleidoskop

Gitarre pur: Mareille Merck legt ein subtiles und zugleich energetisches Solo-Album mit treffsicherem Gespür für die Verbindung komplexer Strukturen mit eingängigen Melodien vor. Eine musikalische Entdeckungsreise, die mit jedem Hören neue Details offenbart.

Die in Zürich ansässige Gitarristin und Komponistin Mareille Merck, die sich schon mit Stars wie John McLaughlin die Bühne teilte, für den ZKB Jazzpreis nominiert war und an zahlreichen Festivals wie dem Montreux Jazzfestival, den Langnau Jazz Nights, dem Cully Jazz u.v.m. auftrat, zeigt einen sorgfältig zusammengestellten Querschnitt des aktuellen Live-Repertoires. Als Produzent war Nik Bärtsch dabei.

«Als Kind hatte ich ein Kaleidoskop. Es sah aus wie ein kleines Fernrohr. Man konnte durch das Guckloch schauen und mit jeder Drehung sah man ein neues Bild voller Farben und geometrischer Muster. So empfinde ich das Improvisieren und Komponieren auf der Gitarre. Es gibt klare Linien und Formen, doch schon durch kleine Veränderungen, eine kleine «Drehung» sozusagen, öffnen sich zahlreiche neue Klänge, harmonische Wege, wandelbare Melodieverläufe. Mit dem Entdecken neuer musikalischer Möglichkeiten ist man nie zu Ende, es ist eine weite Welt, in der ich mich gerade im Solo-Kontext völlig frei bewegen kann.»

Farben- und Formenreichtum, Kontraste und Details, welche zuerst zufällig erscheinen, zeigen bei vertieftem Hören klare Muster und Linien. Das intime Solo-Setting ermöglicht ein intensives Hör-Erlebnis verschiedenster musikalischer, gitarristischer und dramaturgischer Nuancen. Die Gitarristin weiss mit ihrem eigenständigen Sound, technischen Finessen und einem innovativen Umgang mit dem Instrument zu überzeugen – und dabei trotzdem ganz natürlich und ungezwungen zu bleiben. Ihr Spiel beinhaltet Flageolett-Töne, offene Saiten oder auch Fingerstyle-Techniken, die sie versiert und kompetent mit Jazz-Elementen verbindet.

Merck präsentiert auf «Kaleidoskop» eine durchdachte Auswahl an Eigenkompositionen – acht sind es insgesamt – sowie eigenständige Arrangements zweier Jazz-Standards, in denen ihre persönliche musikalische Sprache die bekannten Melodien in neuem Licht erscheinen lässt.

Das Titelstück «Kaleidoskop» ist gleich in zwei verschiedenen Varianten zu hören. Ähnlich, aber mit überraschenden Variationen. So, als würde man das Kaleidoskop ein bisschen weiterdrehen.

Ideen für Kompositionen kommen Merck häufig dann, wenn sie von einer Reise zurückkommt. Das Instrument nach einer längeren Pause in die Hand zu nehmen, fühlt sich für sie inspirierend an und weckt ihre Kreativität. Viele ihrer Kompositionen sind so entstanden. So auch, wie der Name schon andeutet, «Mallorca». Spätestens hier wird klar, dass die Gitarristin einen puristischen und fokussierten Ansatz verfolgt: Effekte tauchen als zielgerichtet eingesetzte Akzente auf und sind so nicht Selbstzweck, sondern haben dramaturgische Funktion.

«In The Right Place» soll eine Einladung sein, die Augen zu schliessen und sich an seinen ganz persönlichen «richtigen Ort» zu denken. Damit meint Merck einen Ort, an dem man sich uneingeschränkt wohl fühlt, angenommen und akzeptiert wird und der auf diese Weise eine innere Ruhe auslöst. Dies kann das eigene Zuhause sein, ein Ort am Meer oder in den Bergen oder auch ein Ort im übertragenen Sinne, z.B. eine Erinnerung, die Anwesenheit einer Person oder ein schöner Gedanke.

Das Album zeigt «Sologitarre» im wahrsten Sinne des Wortes. Merck verzichtet bewusst auf Overdubs und Loops – mit einer Ausnahme: Die Komposition «Bill» führt durch verschiedenste musikalische Stimmungen hin zu einem Loop, in welchem sich verschiedene Layers nach und nach aufbauen und überlagern. Das feinfühlige und sehr reduzierte Intro ist, wie der Titel andeutet, tatsächlich durch die Spielweise von Bill Frisell inspiriert. Merck ist fasziniert von der Fähigkeit dieses prägenden Gitarristen, mit festem Grundvertrauen jeder Note ihren Platz zu lassen, so dass sie sich organisch entfalten kann. Entstanden ist schlussendlich eine Art Suite, in der man bei jedem Hören neue Details entdecken kann.

Ein spannender Fun-Fact für Gitarrenbegeisterte: Das gesamte Album wurde ohne Verstärker aufgenommen. Merck experimentierte mit einer Amp-Simulation, welche den Sound noch direkter und feinsinniger widerspiegelt. Eine Herausforderung in Bezug auf die Spieltechnik, jedoch auch eine exzellente Möglichkeit, die Direktheit und Intimität einer Soloaufnahme unmittelbar einzufangen.

Merck beweist einmal mehr, dass sie ein treffsicheres Gespür dafür hat, komplexe Strukturen mit eingängigen Melodien zu verbinden. So legt sie ein Album vor, in welchem die Zuhörer*innen verschiedenste Klangfarben, Techniken und Phrasierungen entdecken und dazu einem grossen, zusammenhängenden Bogen folgen können, der eine in sich geschlossene, stimmungsvolle und spannende Geschichte voller Details und Wendungen erzählt. Mancher wird sich wohl deshalb bei diesem Album zu einem mehrfachen und vertieften Zuhören verführen lassen.

Produziert von Nik Bärtsch und Mareille Merck

More info: linktr.ee/mareillemerck

Fredboard Records / LC 102804 / 0762497206388 /

Vertrieb digital: iMusician / Bandcamp /

Vertrieb physisch: Bandcamp (https://mareillemerck.bandcamp.com/)

VÖ: 5.9.2025

Live

07.09.2025 Gitarrenwerkstatt Chiavi, Zürich (CH)

10.09.2025 Spunk, Wuppertal (DE)

13.09.2025 Kreuzkirche, Hannover (DE)

14.09.2025 Café Roland, Pforzheim (DE)

27.09.2025 Kult-X, Kreuzlingen (CH)

04.10.2025 CulturCafé Smaragd, Linz (AT)

05.10.2025 Loop,  Wien (AT)

11.10.2025 Pontisella, Stampa (CH)

24.10.2025 Center of Danish Music Historie, Aalborg (DK)

25.10.2025 Johann-Hinrich-Wichern-Kirche, Lübeck (DE)

06.11.2025 Werkstatt Saienbrücke, Urnäsch (CH)

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