Tim Collins & Martin Gasselsberger – Songs From The Treehouse

Zeit für das Duo: Die Kunst des Gedankenlesens mit Vibraphon und Piano

Die Essenz von Kindheitsnostalgie in emotionalen und verspielten Kompositionen auf einem Album

 

Der amerikanische Vibraphonist Tim Collins und der österreichische Pianist Martin Gasselsberger spielten erstmals im Jahr 2013 gemeinsam. Vom ersten Ton an spürten sie, dass sie musikalische Seelenverwandte sind. Seitdem haben sie zahlreiche Konzerte gegeben. Mit der Veröffentlichung ihres Albums Songs From The Treehouse (GLM Fine Music) wurde diese künstlerische Harmonie nun für alle hörbar auf Tonträger festgehalten. ‚Wir wollten die Intimität und Spielfreude unserer Konzerte und die Essenz von Kindheitsnostalgie in emotionalen und verspielten Kompositionen auf einem Album einfangen“, erklärt Collins. „Ich schätze es besonders, dass selbst feinste Nuancen in unserer Musik zum Ausdruck kommen, denn wir haben so oft zusammen gespielt, dass wir beinahe die Gedanken des anderen lesen können.‘

Das Album beginnt mit Collins’ durchkomponiertem Stück The Last Long Days – eine fließende, sich wandelnde, mehrteilige Komposition, die die letzten Tage des Sommers einfängt, wenn die Luft kühler wird und die Sonne früher untergeht.

Shuttle Song, ein Werk von Gasselsberger, ist eine funkige, im Takt wechselnde Groove-Nummer, die sich schließlich in ein entspanntes Swing-Solo öffnet. „Dieses Stück rast wie ein selbstgebauter Roller durch die Nachbarschaft“, so Gasselsberger.

Mit Adirondack River setzt Collins die Reise fort und präsentiert ein introspektives Stück im 5/4-Takt. Es ist eine musikalische Hommage an seine Heimatstadt Plattsburgh, die nördlich der Adirondack Mountains liegt: „Die Felsen sind zerklüftet, das Wasser fließt schnell, und doch bleibt der Fluss in sich ruhig.“

Gasselsbergers Waters Liberty widmet sich ebenfalls dem Motiv des Wassers. Die Komposition ist durch eine poppige Harmonik geprägt, gespielt mit einer zarten Sensibilität, die die melancholische Grundstimmung des Werks zum Tragen bringt. „Das Wasser bahnt sich immer seinen eigenen Weg durch die Landschaft – manchmal in feinen Verästelungen, manchmal als mächtiger Strom“, beschreibt Gasselsberger die Inspiration hinter dem Stück.

Mit Ode To Airtime präsentiert Collins eine energiegeladene Komposition, die an die kühnen Träume eines Kindes erinnert. „Als Kind habe ich versucht, eine Achterbahn in unserem Garten zu bauen. In meiner Vorstellung hatte sie Loopings, steile Kurven und abrupte Abfahrten – in Wirklichkeit war es eine wackelige Holzrampe für das Skateboard“, erinnert sich der Vibraphonist schmunzelnd. „Dieses Stück entspricht eher der Achterbahn, die ich mir damals erträumt habe.“

Einen sanften Kontrast dazu bietet Going Home – eine schlichte, tief berührende Melodie, durch die Collins mit romantischen Kinderaugen auf seinen Heimatstaat New York blickt und das Gefühl des Wiedersehens ausdrückt: „Jedes Mal, wenn ich zurückkehre, scheint alles unverändert – und doch ist alles anders.“

Air, Love & Vitamines ist eine Komposition des österreichischen Gitarristen Harry Pepl, der das Stück einst mit Vibraphonist Werner Pirchner spielte. Die beiden Musiker sind in Österreich Ikonen, international aber weitgehend unbekannt. Martin und Tim spielten das Stück ursprünglich nur zum Spaß während einer Studio-Pause – und nahmen spontan diese Version auf.

 

Thad’s Bad, ist eine entspannte, bluesige Swing-Nummer, für die Collins sich von der Musik von Thad Jones inspirieren ließ. Er schrieb diese Melodie als Grundlage für ausgedehnte Improvisationen, Gasselsbergers „Barrelhouse“-Piano verleiht dem Arrangement eine mitreißende Note, die garantiert zum Mitwippen einlädt.

„Ich habe einmal eine meiner Musikschülerinnen gefragt, welches Lied sie im Unterricht lernen möchte“, erklärt Collins zum nächsten Stück. Die Wahl fiel auf Everything I Wanted von Billie Eilish und ihrem Bruder Finneas, und Collins war schon beim ersten Hören tief berührt. In seiner Version singt das Vibraphon die Melodie, während das Klavier die emotionale Intensität allmählich aufbaut.

Nach einem so tiefgehenden Stück tut es gut, sich richtig auszutoben – und genau das machen die beiden Musiker in der schnellen „Jam“-Nummer Uh-Oh, Here Come The Bad Guys. Collins’ augenzwinkernder Titel bezieht sich auf Kinderspiele wie „Verstecken“ – wenn die Kinder vor Lachen nicht still halten können und dadurch ihre Tarnung auffliegt.

„Als Erwachsene, die auf diese Erinnerungen zurückblicken, wissen wir, wie glücklich wir uns schätzen können, eine solch unbeschwerte Kindheit erlebt zu haben.“ Nicht alle Menschen haben dieses Glück. Passing Blue steht für die Mischung aus Wehmut und Dankbarkeit, die das Rückbesinnen auf diese Kindheitstage mit sich bringt. Die Hauptmelodie stammt von Gasselsberger, während Collins die Interlude-Passage beisteuerte. Es symbolisiert ihre musikalische Partnerschaft – zwei Musiker aus verschiedenen Kontinenten, Kulturen und Sprachräumen, die dennoch eine gemeinsame Kindheitsnostalgie empfinden.

Den energiegeladenen Abschluss bildet Meet Me At The Teeter-Totter – eine Hommage an die unbeschwerte Jugend und die Magie der Sommertage, wenn alles so einfach scheint, wenn das einzige Ziel ist, lange wach zu bleiben und jeder neue Tag ein neues Abenteuer verspricht. Ein freudiger Ausruf: „Lasst den Sommer nicht enden!“

 

Vibraphon – Tim Collins

Aufgewachsen in Plattsburgh, NY, zog später nach New York City, wo er mit renommierten Musikern wie Mike Moreno, Charlie Hunter, John Ellis, Ingrid Jensen und Aaron Parks arbeitete. Im Jahr 2009 entschied er sich für einen Umzug nach Europa und ließ sich 2010 in München nieder. Als Bandleader hat Collins sechs Alben veröffentlicht; das Downbeat Magazine lobte seine Musik als „durchdachte, tiefgründige Kompositionen“.

Piano – Martin Gasselsberger

Geboren in Gaspoltshofen, Österreich, begann seine Jazzkarriere bereits im Alter von 15 Jahren. Er hat bisher neunzehn Alben als Bandleader veröffentlicht und wurde vom Concerto Magazin zweimal als „Österreichischer Jazzmusiker des Jahres“ ausgezeichnet. Neben seiner Arbeit als Pianist komponierte er Werke für Streichquartett und Chor und wurde 2024 für die Professur „Senior Artist für Tasteninstrumente Popularmusik“ an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien berufen.

www.timcollinsmusic.com             www.gasselsberger.com

GLM Fine Music  FM 434  / LC11188 /  4014063443427 / Vertrieb: EDEL / Kontor

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VÖ: 19.09.2025

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